Gipfeltreffen 2014 in Mainz
Herausforderungen meistern und somit Erfolge ernten! Welcher Fliesenlegermeister und Unternehmer im Handwerk möchte das nicht. Anregungen und Inspirationen für ein „Anders denken“ im betrieblichen Alltag gab es reichlich auf dem Gipfeltreffen 2014 am 2. und 3. Mai 2014 in Mainz. Eingeladen hatte der Fachverband Fliesen und Naturstein im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes. Mit dem dritten Gipfeltreffen wollte die Berufsorganisation erneut Anregungen geben, damit die Unternehmer Chancen für ihre Betriebe nutzen und die Zukunft gestalten können. Die Veranstaltung wurde von den zwei Branchenpartnern des Fachverbandes, der Sopro Bauchemie GmbH und der Mapei GmbH, unterstützt.
Zeit für neue Erfolge – unter diesem Motto stand der erste Impulsvortrag des Motivationstrainers Antony Fedrigotti. „Wer morgen neue Erfolge haben will, darf heute nicht mehr so handeln wie gestern!“ Aber das gelte nicht nur für die Menschen, die neue Erfolge wollen. Da sich ständig alles ändere, so Fedrigotti, könnten wir nicht so bleiben wie wir seien. Doch wie soll man es angehen? Fedrigotti, selbst gelernter Handwerk, hat ein einfaches Erfolgsrezept entwickelt. „Um Chancen zu nutzen, kann man die Umstände ändern oder die Einstellung auf die Umstände! Ein positives Denken verändert vieles. Positives Denken heißt auch Denken in Lösungen!“, so der Couch, der humorvoll seinen Vortrag präsentierte. Dabei komme es am Ende auf einen einzigen Tag an. „Heute zählt“, so Fedrigotti und zitierte den Dalai Lama: „Es gibt nur zwei Tage im Jahr, an denen man nichts tun kann. Der eine ist gestern, der andere morgen!“ Dieser kurze und prägnante Ratschlag kam bei den Teilnehmern mehr als gut an. Ebenso die kleinen Motivationskarten mit dem Wort „heute“, die Fedrigotti an die Teilnehmer verteilte, um sie als Menschen und Unternehmer zu motivieren. „Sie müssen als Unternehmer nicht immer motiviert sein, sondern nur heute!“ Das Wort „heute“ fiel dann im weiteren Verlauf des Gipfeltreffens noch häufig.
Zudem forderte Fedrigotti seine Zuhörer auf, als Optimisten und mit positiven Gedanken an ihre Aufgaben heranzugehen. Das wirke sich auch positiv auf die Persönlichkeit aus, die am Ende für die geschäftlichen Erfolge viel wichtiger als das reine Fachwissen wäre. „Gewinnen Sie Ihre Kunden menschlich und auf Dauer und machen Sie sie zu Ihren Fans. Fans bleiben und wer Fans hat, hat Erfolg, weil Leistung und Qualität stimmen.“ Fedrigotti gewann durch seinen Vortrag neue Fans – und die Fliesenleger in der Zukunft hoffentlich auch.
Unterhaltsam, sehr zugespitzt, aber doch wenig optimistisch referierte Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg über „Schulden, die man sieht und solche, die man nicht sieht“. Er zog eine knallharte Generationenbilanz und kritisierte die Politik, dass sie zwar Unternehmen auffordere, Bilanzen mit Rückstellungen zu erstellen, sich selbst aber nicht an diese Regeln halte. Daher seien im Staatshaushalt viele Kosten wie beispielsweise Pensionen für die Beamten nicht enthalten, die aber dringend berücksichtigt werden müssten. Raffelhüschen ging auf die Bevölkerungsentwicklung auch mit Bezug auf den Fachkräftemangel ein. Die Vergangenheit hätte eine blöde Eigenschaft, so Raffelhüschen. „Man kann sie nicht mehr ändern!“ Die Zukunft würde man zwar nicht kennen, aber bei der Bevölkerungsentwicklung wüsste man genau, was uns in 20 Jahren erwartet. „Viele Rentner, zu wenig Erwerbstätige und zu wenig Lehrlinge. Aber wir können auch nicht auf die zukünftigen Menschen setzen, denn die Menschen sind bereits geboren.“
Was bleibt? Konkret beantwortete Raffelhüschen diese Frage nicht. Er stellte nur fest, dass „die Sache erledigt ist“. „Wir haben in 20 Jahren doppelt so viele Leute zu finanzieren, mehr Rentner, mehr Kranke, mehr Pflegebedürftige.“ Entsprechend heftig kritisierte der Wissenschaftler die Bundesregierung für ihre aktuellen Rentenpläne mit Mütterrente und die abschlagsfreie Rente ab dem 63. Lebensjahr. „Das ist das Dümmste, denn wir brauchen jeden Arbeitnehmer noch lange!“ Die Teilnehmer stimmten ihm bei dieser Aussage zum Abschluss seines Vortrags mit großem Applaus bei. So pointiert und humorvoll wie Raffelhüschen auf dem Gipfeltreffen gesprochen hatte, hätten ihm viele trotz der „harten Kost“ gerne noch länger zugehört.
Über die Unternehmensnachfolge als Chance zur Innovation referierte der dritte und letzte Referent Christian Ress vom gleichnamigen Weingut. Ress führt in fünfter Generation das Familienunternehmen in Eltville-Hattenheim und hat seit der Übernahme des operativen Geschäfts das Weingut durch nicht nur in der Branche Aufsehen erregende Projekte kontinuierlich ausgebaut. Dazu gehört beispielsweise der nördlichste Weinberg Deutschland auf der Nordseeinsel Sylt, die Verpachtung von Rebstöcken sowie die wineBANK. Hinter der wineBANK verbirgt sich eine Lagermöglichkeiten in Hattenheim. Die Kunden können ihren Wein bei perfekten klimatisierten Bedingungen einlagern und haben zugleich die Möglichkeit, diesen Wein vor Ort in schöner und passender Atmosphäre zu genießen. Alle Projekte sind laut Ress ein großer Erfolg und fanden große Aufmerksamkeit in der Presse. Mit der Vorstellung seiner Innovationen als klassischer Winzer wollte Ress die Fliesenleger ermuntern, ebenfalls über neue Geschäftsideen nachzudenken. Er zeigte zuversichtlich auf, dass man „einfach mal mit neuen Ideen spielen kann“ und gab zum Abschluss einen ganz wichtigen Ratschlag: „Lassen Sie Ihre Ideen reifen und berichten Sie nicht im Vorfeld. Dann wird es ein Erfolg für Sie und nicht für andere!“
In seiner Begrüßung hatte der Vorsitzende des Fachverbandes Fliesen und Naturstein, Karl-Hans Körner, auf das Ziel der Veranstaltung verwiesen. „Mit dem Gipfeltreffen wollen wir zukunftsorientierte Themen aufgreifen. Wir wollen mal nicht über Fugenbreiten und ähnliches sprechen, sondern Ansätze zur Weiterentwicklung unserer Betriebe finden. Jeder wird heute etwas zur eigenen Inspiration mitnehmen können“, versprach Körner.
Das positive Echo der Teilnehmer zeigte, dass es so war. „Eine schöne Veranstaltung“, „rundum gelungen“ und „wirklich mal etwas anderes zum Nachdenken“ waren nur einige der vielen positiven Rückmeldungen. Das Unternehmerpaar Gerd und Jutta Densing aus Oberlahr in Rheinland-Pfalz fasste es zusammen: „Wir freuen uns schon jetzt auf das Gipfeltreffen 2016. Wer nicht zum Gipfeltreffen kommt, verpasst einfach etwas.“ Densings hatten alle drei bisherigen Gipfeltreffen besucht. Auch Körner zog als Veranstalter ein positives Fazit: „Es war eine tolle Veranstaltung, auch als Unternehmer habe ich persönlich viel mitgenommen. Schade, für alle die, die nicht dabei waren. Ich kann meine Kollegen nur ermuntern, dieses Angebot zu nutzen.“
Ergänzt wurde das Vortragsprogramm durch ein attraktives Rahmenprogramm, das auch zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch zwischen den Unternehmern aus ganz Deutschland anregte. Am Abend des ersten Tages stand zunächst eine Schlenderweinprobe im Kloster Eberbach an. Es folgte ein Abendessen im Weingewölbe auf dem Klostergelände. Dort war übrigens vor vielen Jahren der Film „Im Namen der Rose“ mit Sean Connery verfilmt worden. Am nächsten Morgen wurde sprichwörtlich ein Gipfel erstürmt, die Gipfel der Bankenmetropole wurden ins Visier genommen. Nach einer Rundfahrt durch die Bankenmetropole Frankfurt fand das Gipfeltreffen 2014 seinen Abschluss mit einer Vitalpause. Es gab Äppelwoi sowie eine für Frankfurt typische Speise: Grüne Sauce, eine kalte Kräutersauce, mit Ochsenbrust und hartgekochten Eiern.
Durch das Gipfeltreffen hatte erneut der ZDF-Moderator Norbert Lehmann geführt. Er hatte schon die beiden vorherigen Gipfeltreffen 2010 in Garmisch-Partenkirchen und 2012 in Binz auf der Ostseeinsel Rügen moderiert. „Ich fühle mich ja fast schon zur Fliesenleger-Familie gehörig und freue mich, wenn wir in zwei Jahren wieder gemeinsam einen Fliesen-Gipfel erstürmen!“
Das nächste Gipfeltreffen wird im Frühjahr 2016 stattfinden. Ort und Termin stehen noch nicht fest.